SOS Enduro
Wir zerstören, was wir lieben!
Wir alle lieben das Endurofahren. Was gibt es Schöneres, als in einer Gruppe Gleichgesinnter auf Single Trails, ausgewaschenen Bachbetten, über Steilhänge und kaum mehr passierbare ehemalige Güterwege unterwegs zu sein, die Natur und die Landschaft zu erleben, im ständigen Kampf mit der Schwerkraft und der eigenen Kondition.
Die meisten wissen: Man ist geduldeter Gast im Revier, benimmt sich entsprechend und geht schonend mit den ohnehin immer knapper werdenden Naturressourcen um. Doch leider, wie in faktisch allen Bevölkerungsgruppen, gibt es auch bei den Endurofahrern Unbelehrbare, Rücksichtslose, die gefährden, was uns allen so viel Spaß macht.
Die Liste der Verfehlungen ist schier endlos und teilweise kann man es kaum fassen, wie beschränkt Menschen sein können:
- In den Bergen Rumäniens gibt es sehr viele Pferde, die mehr oder weniger frei weiden. Immer wieder trifft man als Endurofahrer auf Pferdeherden, und es sollte selbstverständlich sein, dass man diese so leise wie möglich passiert, um die Tiere nicht aufzuschrecken. Es gibt aber tatsächlich Idioten, die sich einen Spaß daraus machen, mit Vollgas an solchen Pferdeherden vorbeizuröhren.
Nicht erst einmal hat sich bei der panischen Flucht (Pferde sind hochsensible Fluchttiere) ein Pferd die Beine gebrochen, was gleichbedeutend mit einem Todesurteil ist. Und natürlich gehören diese Pferde jemandem, auch wenn sie so scheinbar frei und unbeaufsichtigt sind. Für den Bauern, dem diese Pferde gehören, sind sie Teil seines ohnehin bescheidenen Vermögens und eine unverzichtbare Einnahmequelle. Ist es daher kein Wunder, dass wir Endurofahrer in manchen Landstrichen immer weniger als Gast begrüßt werden, dass man uns schon beinahe feindselig entgegentritt und lieber auf unser Geld verzichtet, auch wenn es dringend benötigt würde. - Ist es tatsächlich zu viel verlangt, den Motor abzustellen, freundlich zu grüßen und zu warten, bis der Schafhirte mit seiner Herde vorbeigezogen ist? Es ist schließlich seine Weide, sein Revier und nicht zuletzt seine Lebensgrundlage. Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück – wir haben es in der Hand, ob man uns als destruktive Störenfriede oder als willkommene Gäste wahrnimmt.
- Ist es nicht selbstverständlich, langsam durch Dörfer zu fahren? Kinder spielen auf der Straße, Hühner und Hunde laufen frei herum, und frisch gewaschene Wäsche hängt zum Trocknen im Freien. Wer kann es den Einheimischen verdenken, wenn sie langsam anfangen, sich gegen uns zu formieren, sogar mit Steinen nach uns werfen, wenn wir das Wenige, das sie haben, auch noch gefährden und zerstören? Wenn sich nicht ALLE am Riemen reißen – denn es sind ja immer nur ein paar WENIGE, die letztlich ALLES für ALLE kaputt machen – wird bald auch das Enduro-Eldorado Rumänien Vergangenheit sein und man wird uns aus diesem Paradies vertreiben. Zu Recht, wenn sich nicht bald etwas ändert!
Speziell im Gebiet von Arad ist es unumgänglich, mit einem ortskundigen, einheimischen Guide unterwegs zu sein. Weidegründe ändern sich ständig, Bienenzuchten wandern je nach Nahrungsangebot in der Natur, auch die Jagdgebiete verschieben sich im Laufe der Zeit und mit den Jahreszeiten. Und wenn es ganz schlimm kommt, baut eine lokale (Polit-) Größe das Haus genau neben einen früheren Track.
Fahren dann Rudel von Uneingeweihten unbedarft vorbei und stören den Hohen Herren und seine Entourage, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Endurofahren in diesem Gebiet Geschichte ist! Auch im Interesse der eigenen Sicherheit ist vor ungeführten Alleingängen im Gelände nur abzuraten. Wege können durch Unwetter weggewaschen werden, Erdrutsche können ganze Streckenteile verschütten und unpassierbar machen und ins Nichts führende Schächte und Abhänge können sich unvermutet auftun.
Der lokale Guide ist über solche Unwägbarkeiten bestens . Ein einheimischer Guide ist auch ein Garant für immer neue Touren, denn es gehört zu deren Berufsverständnis, den wiederkehrenden Endurogästen ständig neue „Offroadkost“ servieren zu wollen.
Versuchen wir also mit gemeinsamen Kräften, das scheinbar Unausweichliche – ein Enduroverbot in Rumänien – abzuwenden. Erhalten wir uns mit Verstand, Einfühlungsvermögen UND einem lokalen Guide eines der letzten mit vertretbarem Aufwand erreichbaren Enduro-Paradiese Europas!